Eine S-Bahn mit Geschichte

von Janek Neuendorf

Seit nun fast 100 Jahren ist die S Bahn eines der wichtigsten Verkehrsmittel der Metropolregion Berlin-Brandenburg. Am 8. August 1924 fuhr der erste Zug vom Stettiner Bahnhof, dem heutigen Nordbahnhof, nach Bernau. Das Datum gilt als Geburtsstunde der heutigen S Bahn. Schnell wuchs das Gleichstromnetz mit seiner seitlichen Stromschiene an. Die S Bahn galt lange Zeit als Sinnbild moderner Mobilität, trug sie doch maßgeblich zum Wachstum der Stadt bei. Ob während des Zweiten Weltkriegs oder in der geteilten Stadt, die S Bahn war stets ein wichtiges und zuverlässiges Verkehrsmittel. Auf aktuell 16 Linien und einem 340 Kilometer langen Streckennetz fahren im Jahr 334 Millionen Fahrgäste. Die gelb-roten Züge umrunden umgerechnet jedes Jahr 810-mal die Erde. Sie verbinden Berlin mit dem Brandenburger Umland und stellen so eine Brücke zwischen quirliger Großstadt und ländlichem Raum dar. Damit die täglich circa eine Million Fahrgäste sicher ihr Ziel erreichen, arbeiten allein bei der S Bahn Berlin GmbH etwa 3.000 Mitarbeiter*innen. Damit die Stadt am Laufen gehalten werden kann, brauchen wir alle die Berliner S Bahn: die Handwerkerin aus Marzahn genauso wie der Krankenpfleger aus Steglitz oder der Tourist aus Tokio. Kaum ein anderes Verkehrsmittel wird so mit Berlin verbunden wie die markanten S Bahnen. Als man vor 100 Jahren den Grundstein für die Berliner S Bahn legte, hätte sich wohl niemand träumen lassen, dass dieses System im Jahr 2021 durch eine Ausschreibung in Gefahr gebracht wird.

Copyright und Erstveröffentlichung in: Sonderzeitung gegen die Berliner S-Bahn-Privatisierung, herausgegeben vom Aktionsbündnis EINE S-Bahn für ALLE als taz-Beilage am 22. Juni 2021, www.eine-s-bahn-fuer-alle.de

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